Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein war Holz der wichtigste Energielieferant. Die Thunerinnen und Thuner versorgten sich auf dem städtischen Markt mit Holz und anderen Brennstoffen wie Torf oder Petrol. Aber auch die Wasserkraft wurde genutzt: In Thun waren schon im Mittelalter Wasserräder in Betrieb. Dort, wo sich heute die untere Schleuse befindet, staute ein Querdamm die Aare auf und leitete das Wasser in Gewerbekanäle, wo sich Wasserräder befanden. Diese waren gekoppelt mit Mühlen, Sägereien, Schleifereien, Walken, Reiben und Stampfen. 1723 wurde anstelle des Querdamms eine Schleuse erstellt. Weiterhin zweigten oberhalb der Schleuse auf beiden Seiten der Aare mehrere Gewerbekanäle ab, die unter den Häusern durchflossen und Wasserräder antrieben, die sich in den Gebäuden befanden.
Die Stadt Thun besass im ausgehenden 19. Jahrhundert das Gas- und Wasserwerk. Das Gaswerk hatte den Betrieb 1862 aufgenommen, das Wasserwerk versorgte die Stadt seit 1870 mit Leitungswasser. Beide Werke waren zwar private Gründungen, aber die Stadt übernahm sie nach einigen Betriebsjahren und legte sie administrativ zusammen. In Thun reichten die Quellwasserfassungen des Wasserwerks in niederschlagsarmen Zeiten nicht aus. Deshalb erstellte die Stadt 1883 einen Gewerbekanal, der mit einem Nadelwehr Wasser aus der Aare abzweigte und auf die Turbinen eines ebenfalls neu gebauten Grundwasserpumpwerks leitete. Die Grundwasserpumpe verbrauchte jedoch nur einen Teil der produzierten Energie. Deshalb gab das Wasserwerk 1885 per Transmissionsdrahtseile rund 20 Pferdestärke an die nahe gelegene Schiefertafelfabrik ab. 1891 installierte die Stadt im Grundwasserpumpwerk einen Gleichstromdynamo, der die überschüssige Wasserkraft in elektrische Energie umwandelte. Diese gab sie über eine Freileitung längs der Aare an die Cartonnagefabrik Hoffmann ab.
Bald entstanden in Thun erste kleine private Anlagen zur Stromproduktion, besonders im Gebiet der Alten Öle, wo Wasserkraft schon seit Jahrhunderten mit Wasserrädern in mechanische Energie umgewandelt worden war. Der Bierbrauer Gottfried Feller, der in seiner Brauerei selbst einen Wassermotor zur Stromerzeugung betrieb, schlug an einer Einwohnerversammlung im Frühling 1891 vor, dass sich der Gemeinderat beim Kanton um die Konzession für die Wasserkräfte der Inneren Aare bewerben solle. Die Stadt müsse sowieso früher oder später die elektrische Beleuchtung einrichten, woran vor allem die grösseren Hotels mit ihren grossen Speisesälen und Gartenanlagen interessiert seien. Die Gemeindeversammlung sprach sich einstimmig für Fellers Vorschlag aus.