Mit der Entdeckung der Alpen kam um 1800 der Tourismus in die Schweiz. Sie galten als Sinnbild für Freiheit, Demokratie und Frieden. Angezogen vom Mythos des einfachen, aber glücklichen Lebens reisten reiche, abenteuerlustige Reisende aus ganz Europa ins Hochgebirge. Davon konnte auch die Stadt Thun profitieren, die an der Route ins Berner Oberland lag. Mit der Postkutsche gelangte man nach Thun, dann ging es weiter per Schiff, zu Fuss und Pferd in die Alpentäler. Mit der steigenden Zahl der Reisenden entstanden Hotels, die sich an den Wünschen der gut betuchten Klientel orientierten. Ausserdem wurden die Verkehrswege in die Täler ausgebaut, sodass sie kutschentauglich wurden. Durch die Einführung der Eisenbahn in Europa 1835 wurde die Reise in die Schweiz schneller und billiger. Der rasche Ausbau des schweizerischen Eisenbahnnetzes beschleunigte die touristische Erschliessung weiter. Mit kleinen Zahnradbahnen und Standseilbahnen wurden bisher schwer zugängliche, aber landschaftlich reizvolle Standorte erschlossen. Ab 1914 war bereits die Mehrheit der Zahnrad- und Standseilbahnen elektrifiziert, denn Wasserkraft zum Bau von Kraftwerken war in den Alpen in Hülle und Fülle vorhanden. Parallel zur Elektrifizierung der Bergbahnen erhielten die Tourismusorte eine elektrische Beleuchtung: Innenräume, Terrassen und Parks der Hotels wurden beleuchtet. Der Spiezerhof war 1890 das erste Hotel am Thunersee, das mit elektrischem Licht ausgestattet wurde. Schon bald war es für die «besseren» Hotels ein Muss, über elektrisches Licht zu verfügen.
Schweizer Tourismusorte setzten bereits früh elektrisches Licht ein, um ihre Sehenswürdigkeiten und Hotels gebührend zu inszenieren. In der Stadt Thun wurde ab 1869 regelmässig am 1. August «zu Ehren der hier weilen den fremden Gäste» die bengalische Beleuchtung von Schloss, Kirche und Aarebecken organisiert. Zudem bat man auch die Haus- und Hotelbesitzer an der Riviera von Thun bis Oberhofen, ihre Gebäude zu beleuchten. Die Bauern auf den Hügeln wurden aufgefordert, Höhenfeuer zu entzünden. Die Schiffe auf dem Thunersee, von denen aus man das prächtige Schauspiel beobachten konnte, waren ab 1884 mit elektrischem Licht ausgestattet. Die Licht- und Wasserwerke richteten erstmals 1930 eine Flutlichtbeleuchtung des Schlosses ein.
Aus der Tradition der 1. Augustfeier entstand 1931 das Thuner Seenachtsfest. In den 1950er-Jahren gehörte zum Seenachtsfest eine festliche Stadtbeleuchtung, ein nächtlicher Gondelkorso mit fantasievoll dekorierten und beleuchteten Schiffen und zum Abschluss ein grosses Feuerwerk. Heute ist das Thunfest ohne Beleuchtungstechnik gar nicht mehr denkbar.